Der CO2-Fußabdruck von Materialien und Rohstoffen

Der Konsum von Produkten wirkt sich auf das Klima aus. Ob es das neue Regal, das Sofa oder Fahrrad ist: Jedes Produkt erzeugt bei der Herstellung, beim Transport, bei der Lagerung, beim Gebrauch und bei der Entsorgung Treibhausgase. Jeder Mensch kann über seinen Konsum steuern, wieviel er emittiert. Beispielsweise sind die länderspezifischen Unterschiede an CO2-Emissionen pro Kopf alleine in Europa stark ausgeprägt: In Deutschland wurden pro Einwohner 8,52 Tonnen CO2 in 2019 emittiert, in Lettland nur etwas mehr als die Hälfte [1]. 

Jeder Mensch hat also über sein Konsumverhalten Einfluss auf seinen CO2-Fußabdruck. 

  • Arndt

    „Wer nachhaltige Entscheidungen treffen möchte, braucht Informationen. Leider werden die notwendigen Daten von den Herstellern häufig gar nicht zur Verfügung gestellt.“

Nachhaltige Entscheidungen erfordern Informationen

Damit aber beim Konsum richtige Entscheidungen bzgl. CO2-Fußabdruck getroffen werden können, müssen wir als KonsumentInnen Informationen über den CO2-Fußabdruck, häufig auch Product Carbon Footprint (PCF) genannt, von einzelnen Produkten haben. Leider wird der CO2-Fußabdruck praktisch nie beim Kauf von Produkten vom Hersteller angegeben. Meistens ist es sogar so, dass die Hersteller diese Informationen gar nicht erfasst haben oder erfassen können.

Für nachhaltigere Entscheidungen sind diese Informationen allerdings elementar. Ohne diese Angabe von Seiten des Herstellers können wir als KonsumentInnen den CO2-Fußabdruck nicht in unsere Kaufentscheidung einfließen lassen. Beispiele wie ein Fußabdruck für einzelne Produkte aussieht, gibt die Studie PCF-Pilotprojekt Deutschland [2].

Für nachhaltigere Entscheidungen benötigen wir neben weiteren Daten auch Informationen über die Klimaauswirkung des Produkts.

Wissen zum CO2-Fußabdruck kann zu nachhaltigeren Entscheidungen führen

Um eine nachhaltigere Entscheidung zu treffen, besteht die Möglichkeit, vor dem Kauf zu prüfen, welche Materialien im Produkt eingesetzt worden sind. Weiß man, wieviel CO2-Emissionen unterschiedliche Materialien und Rohstoffe verantworten, kann dies als Hilfestellung bei einer Kaufentscheidung mit Blick auf die Reduktion von Emissionen dienen. Der Blick auf die Materialauswahl ist ein wichtiger Aspekt von nachhaltigem Konsum, da die Materialproduktion mehr als die Hälfte der Treibhausgasemissionen der Industrie verursacht [3].

Andere zusätzliche Emissionen, wie die, die z.B. bei der Logistik und der Entsorgung von Produkten entstehen, können bei diesem Ansatz nicht berücksichtigt werden.

Was sind nachhaltige Rohstoffe und Materialien? – Der CO2-Fußabdruck von drei Materialgruppen

Umfassende Informationen zu CO2-Emissionen finden sich in Datenbanken für Lebenszyklusanalysen, häufig auch als Life Cycle Assessment bzw. LCA bezeichnet. Diese Datenbanken sind häufig kostenpflichtig und erfordern einen hohen Einarbeitungsaufwand. Ein Beispiel für eine kostenlose Datenbank ist die ProBas-Datenbank des Umweltbundesamt.

Um eine grobe Abschätzung des CO2-Fußabdrucks zu bekommen, listen wir hier typische Werte, die  bei der Gewinnung und Bereitstellung der jeweiligen Rohstoffe und Materialien emittiert werden. In der Auflistung beschränken wir uns auf die wichtigsten drei Materialien und Rohstoffgruppen, die im Produkt- und Möbeldesign vorkommen.

  • Nachwachsende Rohstoffe und Materialien setzen in der Regel weniger Treibhausgase als fossile Rohstoffe frei. Zusätzlich können sie über den Zeitraum der stofflichen Nutzung sogar Kohlendioxid binden. Häufig eingesetzte nachwachsende Rohstoffe und deren CO2-Faktor, die in der Produktentwicklung Verwendung finden sind [5], [6]:

    Unbehandeltes Holz: 0,1 kg CO2 pro kg

    Spanplatte: 0,6 kg CO2 pro kg

    Pappe und Kartonage: 0,6 kg CO2 pro kg

    Papier: 1,4 kg CO2 pro kg

  • Metalle spielen in der Produktentwicklung eine überragende Rolle. Typische Metalle sind Stahl, Edelstahl, Aluminium und Messing. Da sich Metalle hervorragend recyclen und wiederverwerten lassen, muss bei der Angabe des CO2-Fußabdrucks stets zwischen neu hergestelltem Material und recycelten Material unterschieden werden. 

    Die CO2-Emissionen von Metallen, die bei deren Gewinnung und Bereitstellung enstehen, sind [5], [6]:

    Stahlblech: 2,4 kg CO2 pro kg
    Verwendung für z.B. Blechkisten, Stahlregale

    Stahlblech 85%, recycelt: 1,3 kg CO2 pro kg

    Edelstahlblech: 5,2 kg CO2 pro kg

    Messing: 5,6 kg CO2 pro kg

    Aluminiumblech: 10,7 kg CO2 pro kg

    Aluminium, recycelt: 0,53 kg CO2 pro kg

  • In fast allen Produkten, die wir konsumieren, werden Kunststoffe eingesetzt. Die unterschiedlichen Kunststoffe haben eine breite Palette an Eigenschaften und Einsatzgebieten. Von den mehr als 200 verschiedenen Kunststoffen, entfallen fast 80% der Weltkunststoffproduktion auf die nachfolgende kleine Gruppe an Kunststoffen [4]:

    Polyvinylchlorid (PVC): 1,9 kg CO2 pro kg
    Verwendung für z.B. Rohre, Bodenbeläge, Kabelummantelung 

    Polypropylen (PP): 1,9 kg CO2 pro kg

    Verwendung für z.B. Margarinebecher, Garne

    Polyethylen (PE): 2,0 kg CO2 pro kg
    Verwendung für z.B. Waschmittelflaschen, Tragtaschen

    Polystyrol (PS): 3,8 kg CO2 pro kg
    Verwendung für z.B. Joghurtbecher, Wärmedämmplatten

Nachhaltiges Produktdesign braucht Informationen zum CO2-Fußabdruck von Rohstoffe und Materialien

Mit dem Wissen über die jeweiligen Emissionsfaktoren können nachhaltigere Entscheidungen getroffen werden. Die hier genannten Emissionsfaktoren geben Konsumenten und Produktentwicklern eine Abschätzung über die Kohlendioxidemissionen, die bei der Gewinnung und Bereitstellung der jeweiligen Rohstoffe und Materialien verursacht werden. Wir haben beispielsweise unsere KISTE bewusst aus Stahlblech entworfen, da der CO2-Fußabdruck im Vergleich zu Kunststoff ähnlich ist, gleichzeitig aber die Lebensdauer und Recycelbarkeit wesentlich besser ist. Weitere Informationen, warum Stahl ein nachhaltiger Werkstoff sein kann, findest Du in diesem Artikel.

Quellen

[1] European Commission: Joint Research Centre (JRC)/PBL, EDGAR

[2] PCF-Pilotprojekt Deutschland, 2009, Product Carbon Footprinting - Ein geeigneter Weg zu klimaverträglichen Produkten und deren Konsum? Berlin.

[3] Hertwich, Edgar G. "Increased carbon footprint of materials production driven by rise in investments." Nature Geoscience 14.3 (2021): 151-155.

[4] https://kunststoffe.fcio.at/wissenswertes/wie-viele-verschiedene-kunststoffe-gibt-es/, Abruf: 24.06.2022

[5] Informationsblatt CO2-Faktoren, Version 1.1, Stand 15.11.2021, Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle. Ursprung der Daten: Umweltbundesamt (UBA), dem ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH und dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)

[6] ProBas Datenbank des Umweltbundesamt